Zur Einweihung des Ev. Gemeindehauses am 26. Juli 1914

Zum ersten Mal sind wir in diesen Mauern
versammelt, einzuweihen dieses Haus.
Hör auf Gemeinde, heimatlos zu trauern!
Dein Kirchlein steht nun gehe ein und aus!
Klein war der Anfang, unscheinbar, bescheiden,
zehn, zwanzig kaum um den Altar gescharrt.
Wir wurden viel; es musst der Saal sich weiten,
dies Haus Erfüllung unsrer Hoffnung ward.
Wir kämpften drum, und Gott verließ uns nicht -
durch Nacht zum Licht.

Welch erst Gefühl ists das uns heut bewegt?
Dank sei dir Gott durch den Herrn Jesum Christ,
der wahrhaft dieses Hauses Grund geleget,
jetzt und in Zukunft stets sein Eckstein ist.
Dank auch den Pfarrern, allen treuen Männern
die der Gemeinde Stütz und fester Stab.
Dank jedem Einzelnen, dank unsern Gönnern,
für jedes Schärflein dank, wer es auch gab!
Jed Schärflein half, wars auch nur klein und schlicht -
durch Nacht zum Licht.

Lasst heute uns im Geiste rückwärts schauen:
Nur wenig Häuser hatt die Kolonie.
Die Leute zogen, um sich zu erbauen,
zur nahen Ringkirch hin in Harmonie.
Bis endlich Biebrich einen Hirten sandte,
Herrn Pfarrer Kübler, den ihr schätzt und liebt,
der 15 Jahre durch gar enge Bande
mit uns vereinet, treu sein Amt geübt.
Der uns geleitet hat nach Hirtenpflicht
durch Nacht zum Licht.

Vierwöchentlich war damals Kirche oben
die Schule räumt ein klein Gemach uns ein.
Jetzt können wir in Andacht fromm erhoben,
allsonntäglich in Gottes Nähe sein.
Die Jugend bei der Kirche zu erhalten,
erwuchsen zwei Vereine segensreich.
Was sonst durch Rang und Kastengeist gespalten,
bei uns gibt sichs die Hand und wird sich gleich
wir gehen alle oh vergesst es nicht -
durch Nacht zum Licht.

Tabea gleich befleissigen sich die Frauen
und opfern nähend ihre Kraft und Zeit,
um an des Heilands Weltreich mit zu bauen,
der Armen zu bereiten Weihnachtsfreud.
So wirken wir in innigem Vereine,
im Diesseits helfend für des Jenseits auch.
Lasst enger uns verbinden zur Gemeinde!
Das fromm Geübte werde heilger Brauch.
Gott helf uns allen, wenn das Herz uns bricht,
durch Nacht zum Licht.

Wir durften längst uns schon Gemeinde nennen;
ein Mittelpunkt nur fehlte uns seither,
ein Haus, in dem wir uns versammeln können;
doch ward den schwachen Mitteln es zu schwer.
Viel Jahre hofften, scheinbar, wir vergebens -
Gott half durch edler Männer offne Hand.
Nun stehn wir froh am Ziele unsres Strebens
mit heitrem Sinn der Zukunft zugewandt.
So gingen wir der Herr verließ uns nicht,
durch Nacht zum Licht.

Nun schließt den Ring, die Weihe zu begehen,
ihr Männer, Jüngling, Jungfrauen und Fraun!
Singt Lob und Dank, daß wir so froh hier stehen,
und hoch beglückt auf unser Eigen schaun!
Mit Kreuz und Bibel naht der Jüngling fröhlich,
Altar und Kanzel schmückt der Jungfrau Hand,
wir alle, sind so glücklich und so selig,
daß uns die heimatlose Nacht entschwand.
Wir drangen durch, und Gott verließ uns nicht.
durch Nacht zum Licht.

Noch einmal Dank den Führern der Gemeinde,
und jedem Einzelnen der fromm und schlicht
trotz manchen Spottworts gehäßgen Feinden,
mit frommen Sinn erfüllet Christenpflicht.
Wir sind ja eins und wolln nicht eitel prangen
mit wenger oder mehr Verdienst und Tat,
wir sind bisher stets Hand in Hand gegangen,
so wolln wir wandeln, streuend edle Saat,
demütig wartend auf das Weltgericht -
durch Nacht zum Licht.

Nun lasst erheben uns die Hände
zur Ehre dessen, dem dies Haus geweiht -
er ziehe ein in unsre engen Wände,
der droben herrschet über Raum und Zeit.
Ihr Männer, Jüngling, Jungfrauen und Frauen,
fleht, daß der Segen Gottes niedertaut,
es arbeiten umsonst, die daran bauen,
wo nicht des Herren Hand das Haus erbaut.
Es fehle dem Gemeindehause nicht
das ewge Licht!

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